1900 1901 1902
1903 1904 1905
1906 1907 1908
1909 1910 1911
1912 1913 1914
1915 1916 1917
1918
-
Januar
- 1. 1.
Übernahme der auflagenstarken, liberalen "Vossischen Zeitung"
durch den Berliner Ullstein-Verlag.
10. 1.
Freispruch für Oberst Adolf von Reuter, den Hauptverantwortlichen
in der sogenannten Zabern-Affäre.
20. 1.
US-Präsident Woodrow Wilson verkündet eine Antitrustpolitik
zur Eindämmung der wirtschaftlichen Macht von Konzernen.
-
Februar
- 11. 2.
Der nationalistisch gesinnte Iwan Goremykin (1839-1917) wird neuer russischer
Ministerpräsident.
14. 2.
Britische Frauenrechtlerinnen protestieren gewaltsam für die Einführung
des Frauenwahlrechts.
15. 2.
Deutsch-französisches Abkommen über Eisenbahnbauten im Osmanischen
Reich.
20. 2.
Rosa Luxemburg wird wegen staatsfeindlicher Äußerungen zu
einem Jahr Gefängnis verurteilt.
-
März
- 3. 3.
Der 21jährige Berliner Pilot Bruno Langer stellt mit 14:07
h einen neuen Weltrekord im Alleindauerflug auf.
10. 3.
Rücktritt des italienischen Ministerpräsidenten Giovanni Giolitti.
Als Führer der Liberalen und viermaliger Ministerpräsident hat
er die italienischen Politik maßgeblich bestimmt. Sein Nachfolger
wird der rechtsliberale Antonio Salandra (1853-1931).
16. 3.
Kaiser Franz Joseph I. löst das Parlament aufgrund der Arbeitsverweigerung
der tschechischen Abgeordneten auf. Die Regierung erläßt Gesetze
künftig als kaiserliche Notverordnungen.
30. 3.
Aufgrund von Befehlsverweigerungen innerhalb der britischen Armee, die
in Irland gegen Unionisten vorgehen sollte, tritt Kriegsminister John Seely
(1868-1947) zurück.
31. 3.
Tod des Schriftstellers Christian Morgenstern in Meran.
-
April
- 1. 4.
Albert Einstein beginnt in Berlin seine Tätigkeit als hauptamtliches
Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und wird Direktor
des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik.
2. 4.
Tod des Schriftstellers Paul von Heyse in München.
3. 4.
Im Verlauf einer großen Streikbewegung gegen soziale Unsicherheit
werden in St. Petersburg mehr als 70.000 Arbeiter ausgesperrt.
13. 4.
Die dem Wandervogel angeschlossenen Jugendverbände billigen eine
Resolution gegen die Aufnahme jüdischer Anwärter.
19. 4.
Der Alldeutsche Verband fordert auf seiner Jahrestagung eine offensive
deutsche Militärstrategie und größtmögliche Rüstungsanstrengungen.
21. 4.
In Paris finden große Feierlichkeiten zum 10jährigen Bestehen
der "Entente cordiale" statt.
- Die Besetzung von Vera
Cruz durch amerikanische Truppen bringt die USA und Mexiko an den Rand eines
Krieges.
-
Mai
- 1. - 30. 5.
Große Berliner Kunstausstellung, auf der u.a. Werke französischer
Impressionisten gezeigt werden.
6. 5.
Das britische Oberhaus lehnt mit 140 gegen 60 Stimmen die Einführung
des Frauenstimmrechts bei Parlamentswahlen ab.
10. 5.
Beim entscheidenden zweiten Wahlgang zum französischen Parlament
erringt die Linke einen klaren Wahlsieg.
11. 5.
Der sozialdemokratische Abgeordnete Karl Liebknecht kritisiert im Reichstag
die Kriegsvorbereitungen der deutschen Regierung.
25. 5.
Die "Home Rule"-Gesetzvorlage, die für Irland eine beschränkte
Autonomie und ein eigenes Parlament vorsieht, wird in dritter Lesung vom
Unterhaus angenommen. Ihre Umsetzung verweigert König Georg V. (1865-1936)
jedoch.
31. 5.
Die SpVgg Fürth wird mit einem 3:2-Sieg über den VfB Leipzig
Deutscher Fußballmeister.
-
Juni
- 7. - 13. 6.
In Mittel- und Oberitalien weitet sich eine Streik- und Protestbewegung
zu blutigen Kämpfen zwischen Antimilitaristen und Polizei aus. Die
Arbeiterbewegung ruft den Generalstreik aus und proklamiert in mehreren
Städten die Republik. Das Militär schlägt die Aufstandsbewegung
nieder.
11. 6.
In Begleitung von Großadmiral Alfred von Tirpitzreist Kaiser Wilhelm
II. zu einem sechstägigen Besuch beim österreich-ungarischen Thronfolger
Erzherzog Franz Ferdinand.Im Gegensatz zu diesem spricht sich Tirpitz für
eine militärische Lösung der politischen Probleme Österreich-Ungarns
aus.
13. 6.
Der Sozialist René Viviani (1891-1980), bisheriger Unterrichtsminister,
bildet im Juni die neue französische Regierung.
15. 6.
Paraphierung des deutsch-englischen Vertrages über die Bagdadbahn.
- In Köln eröffnet
die bedeutendste Ausstellung des Deutschen Werkbundes, auf der u.a. Werke
von Walter Gropius und Bruno Taut gezeigt werden.
21. 6.
Tod der österreichischen Pazifistin Bertha von Suttner in Wien.
24. 6.
Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals (heute: Nord-Ostsee-Kanal).
28. 6.
Tödliches Attentat auf den Erzherzog Franz Ferdinand und seine
Gemahlin in Sarajevo durch serbische Nationalisten.International werden
starke Spannungen ausgelöst. Sie steigern sich zur "Juli-Krise"
und führen zum Ersten Weltkrieg.
-
Juli
- 2. 7.
Tod des britischen Politikers Joseph Chamberlain (1836-1914) in London.
5./6. 7.
Deutsche Zusicherung der uneingeschränkten Bündnistreue gegenüber
Österreich-Ungarn ("Deutscher Blankoscheck").
6. 7.
In der Annahme, auch ein militärischer Konflikt zwischen Österreich-Ungarn
und Serbien lasse sich lokal begrenzen, beginnt Wilhelm II. wie in jedem
Jahr seine Nordlandreise.
20. - 23. 7.
Rußlandvisite des französischen Ministerpräsidenten
Raymond Poincaré. Beide Staaten versichern sich angesichts des schwelenden
Konflikts gegenseitiger Bündnistreue.
23. 7.
Österreich-Ungarn richtet ein auf 48 Stunden befristetes Ultimatum
an Serbien mit der Aufforderung, alle serbisch-nationalistischen Aktivitäten
sofort zu beenden und die Verantwortlichen des Attentats konsequent zu verfolgen.
25. 7.
Serbien geht auf das Ultimatum weitgehend ein, mobilisiert aber zugleich
seine Armee. Österreich-Ungarn reagiert mit einer Teilmobilmachung
und bricht die diplomatischen Beziehungen zu Serbien ab. Der russische Kronrat
beschließt, Serbien zu unterstützen.
26. 7.
Österreich-Ungarn mobilisiert Truppen an der Grenze zu Rußland.
27. 7.
Das Deutsche Reich lehnt den britischen Vorschlag einer Außenministerkonferenz
zur Beilegung des Konflikts ab.
- Antikriegsdemonstration
im Berliner Lustgarten.
28. 7.
Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien. Die Reichsregierung
versucht jetzt, mäßigend auf Österreich-Ungarn einzuwirken.
29. 7.
Teilmobilmachung Rußlands.
30. 7.
Russische Generalmobilmachung.
- Großbritannien
lehnt die von Deutschland gewünschte Neutralitätszusage für
den Kriegsfall ab.
31. 7.
Wilhelm II. verkündet den Zustand "Drohender Kriegsgefahr"
und fordert von Rußland ultimativ die Einstellung der Mobilmachung
und von Frankreich eine Neutralitätserklärung im Fall eines bewaffneten
Konflikts.
- Generalmobilmachung
Österreich-Ungarns.
- Tod des Philosophen
und Politikers Jean Jaurès durch ein Attentat in Paris.
-
August
- 1. 8.
Deutsche Generalmobilmachung und Kriegserklärung an Rußland.Die
Bevölkerung nimmt die Kriegserklärung mit "pariotischen Gefühlen"
zur Kenntnis ("August-Erlebnis").Italien erklärt sich wegen
seiner Verpflichtungen gegenüber Großbritannien für neutral.
2. 8.
Deutschland fordert von Belgien ultimativ ein Durchmarschrecht für
die Truppen und besetzt Luxemburg. Das Deutsche und das Osmanische Reich
schließen einen Bündnisvertrag. Mobilmachung der britischen Flotte.
3. 8.
Deutsche Kriegserklärung an Frankreich. Einmarsch deutscher Truppen
in Belgien. Italien erkennt seine Bündnispflicht aus dem Dreibund nicht
an und erklärt sich für neutral.
4. 8.
Trotz zum Teil erheblicher Vorbehalte stimmt auch die Sozialdemokratische
Partei Deutschlands (SPD) im Reichstag geschlossen für einen Kriegskredit.
Sie verfolgt eine Politik des "Burgfriedens".
Ansprache Wilhelms II. an das deutsche Volk. Kriegseintritt Großbritanniens.
Die Vereinigten Staaten erklären sich für neutral.
7. 8.
Kriegserklärung Montenegros an Österreich-Ungarn. Deutsche
Truppen besetzen unter Generalmajor Erich Ludendorffdas belgische Lüttich.
8. 8.
Gründung des sogenannten Kriegsausschusses der deutschen Industrie.
10. 8.
Der deutsche Schlachtkreuzer "Goeben" und der kleine Kreuzer
"Breslau" laufen in die Dardanellen ein und werden formal an die
Türkei übergeben. Sperrung des Zugangswegs zu den russischen Häfen
im Schwarzen Meer.
11. 8.
Französische Kriegserklärung an Österreich-Ungarn.
12. 8.
Englische Kriegserklärung an Österreich-Ungarn. Erste österreichische
Offensive gegen Serbien wird abgewehrt.
13. 8.
Gründung der Kriegsrohstoffabteilung im Preußischen Kriegsministerium
(KRA) durch Walther Rathenau.
17. 8.
Letzte Forts von Lüttich fallen nach Einsatz schwerer Artillerie.
An der Ostfront beginnt die russischen Großoffensive gegen
Ostpreußen.
20. 8.
Schlacht bei Gumbinnen (Ostpreußen), die mit dem Rückzug
der deutschen 8. Armee unter Generaloberst Max von Prittwitz (18148-1917)
endet.
- Tod von Papst Pius
X. (1835-1914) in Rom.
21. 8.
Die Führung der 8. Armee wird General Paul von Hindenburg und Ludendorff
übertragen.
23. 8.
Grenzschlachten im Westen und in Galizien zwischen russischen und österreich-ungarischen
Truppen.
- Kriegserklärung
Japans an das Deutsche Reich.
25. 8.
Vernichtung großer Teile der belgischen Stadt Löwen durch
deutsche Truppen.
26. - 30. 8.
Schlacht bei Tannenberg unter der Leitung von Hindenburg und Ludendorff,
bei der die 2. Russische Armee vernichtend geschlagen wird.
27. 8.
Regierung der "Défense nationale" unter Viviani in
Frankreich.
30. 8.
Deutsche Truppen dringen über die Marne vor und bedrohen Paris.
31. 8.
Niederlage Österreichs in Galizien bei Lemberg.
-
September
- 3. 9.
Angesichts vorrückender deutscher Truppen verlegt die französische
Regierung ihren Sitz nach Bordeaux.
5. 9.
Londoner Vertrag: Die Entente beschließt, keinen Separatfrieden
abzuschließen.
6. - 12. 9.
Die Schlacht an der Marne verdeutlicht das Scheitern des Schlieffen-Plans.
6. - 15. 9.
Schlacht an den Masurischen Seen, bei der die 1. Russische Armee von
der 8. Deutschen Armee geschlagen wird.
9. 9.
Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg verkündet ein Kriegszielprogramm
der deutschen Regierung("September-Programm"), in dem Annexionen
und die deutsche Hegemonialstellung in Europa gefordert werden.
14. 9.
Aufgrund des schlechten Ausgangs der Marne-Schlacht wird Helmuth von
Moltke als Generalstabschef der Obersten Heeresleitung (OHL) abgesetzt und
durch den preußischen Kriegsminister Erich von Falkenhayn ersetzt.
25. 9.
Der Dichter Alfred Lichtenstein (1889-1914) fällt in Vermandevillers
bei Reims.
26. 9.
Tod des Malers August Macke (gefallen in Perthes-les-Hurlus in der Champagne).
-
Oktober
- 4. 10.
In einem von 56 deutschen Intellektuellen unterzeichneten Aufruf wird
der Krieg als ein dem deutschen Volk "aufgezwungener Daseinskampf"
bezeichnet.
9. 10.
Antwerpen von deutschen Truppen nach 12tägiger Belagerung erobert.
20. 10.
Beginn der ersten Flandern-Schlacht bei Ypern.
21. 10.
Bethmann Hollweg stellt ein Konzept zur Integration der Arbeiterbewegung
und Sozialdemokratie ins monarchistische System vor.
22. 10.
Während der ersten "Kriegssitzung" des Preußischen
Landtages fordert die SPD die Aufhebung des Dreiklassenwahlrechts.
26. 10.
Gründung der Kriegschemikalien AG zur Bewirtschaftung chemischer
Rohstoffe unter der Leitung von Fritz Haber.
30. 10.
Tod des Dichters Ernst Stadler (1883-1914) in den Kämpfen bei Ypern.
-
November
- 1. 11.
Ernennung Hindenburgs zum Oberbefehlshaber Ost.
2. - 5. 11.
Kriegserklärung der Entente an das Osmanische Reich.
- Großbritannien
erklärt die Nordsee zum Kriegsgebiet und verhängt eine Wirtschaftsblockade
gegen das Deutsche Reich.
3. 11.
Freitod des Dichters Georg Trakl (1887-1914) in Krakau.
7. 11.
Japanische Truppen erobern die deutsche Kolonie Tsingtau.
10. 11.
Schlacht bei Langemarck, in deren Verlauf die OHL unzulänglich
ausgebildete freiwillige Jugendliche einsetzt.
26. 11.
In Westgalizien scheitert eine russische Offensive gegen Österreich-Ungarn.
27. 11.
Ernennung Hindenburgs zum Generalfeldmarschall.
-
Dezember
- 2. 12.
Zweite Kriegskreditabstimmung: Alle Parteien stimmen den Krediten zu.
Liebknecht lehnt als einziger Abgeordneter die Gewährung ab.
3. 12.
Der Vorstand der SPD mißbilligt Liebknechts Verhalten und erteilt
ihm eine offizielle Rüge.
6. 12.
Besprechung Bethmann Hollwegs mit Ludendorff und Hindenburg über
Gebietserweiterungen im Osten.
8. 12.
Die im "Kriegsausschuß der deutschen Industrie" (KdI)
zusammengeschlossenen Unternehmen fordern eine expansive deutsche Kriegspolitik.
- Die französische
Regierung verlegt ihren Sitz nach Paris zurück.
- Das deutsche Kreuzergeschwader
unter dem Kommando von Maximilian Reichsgraf von Spee (1861-1914) wird in
der Schlacht bei den Falklandinseln von britischen Kreuzern versenkt.
- (Quelle:LeMO)
|